Die Stadtwerketochter Hallesche Wasser und Stadtwirtschaft GmbH (HWS)  setzt auf moderne Technik, um das Abwassersystem in Halle langfristig instand zu halten und effizient zu betreiben. Im Fokus steht dabei nicht nur die regelmäßige Inspektion der Kanäle, sondern auch deren nachhaltige Reinigung und Pflege. Zu diesem Zweck kommt nun ein neues Hochdruck-Spülfahrzeug zum Einsatz. Es reinigt auch größere Kanäle effektiv und bereitet das Abwasser direkt aus den Kanälen auf, um es für den Reinigungsprozess erneut zu verwenden. Das spart Trinkwasser und trägt gleichzeitig zur Leistungsfähigkeit sowie zum Substanzerhalt des 830 Kilometer langen Abwassernetzes in Halle bei. Auf diese Weise gewährleistet die HWS jederzeit eine hohe Entsorgungssicherheit für unsere Stadt.

Nachhaltige Pflege für langfristigen Substanzerhalt – eine dauerhafte Aufgabe

Für viele ist die sichere Entsorgung von Abwasser selbstverständlich, doch wie bleibt das Netz auch in Zukunft leistungsfähig? Schließlich müssen Abwasserleitungen oft über 100 Jahre hinweg ihre Funktion erfüllen. Zudem gelangen immer wieder falsch entsorgte Abfälle wie Feuchttücher, Essensreste, Medikamente oder Chemikalien über die Toilette in die Kanäle – eine Belastung für die Umwelt und das Abwassernetz. Um die hydraulische Leistungsfähigkeit und den Substanzerhalt langfristig zu sichern, setzt die HWS auf Digitalisierung und moderne Technik. So werden Ablagerungen, Sedimente und andere Feststoffe kontinuierlich entfernt, um das Mauerwerk der Abwasserkanäle in Halle dauerhaft zu schützen und eine hindernisfreie Ableitung des Abwassers zu gewährleisten.

Hochdruck-Spülfahrzeug: Effiziente Technik für nachhaltige Kanalreinigung

Das neue Hochdruck-Spülfahrzeug bietet eine Reihe von Verbesserungen, die den Reinigungsprozess effizienter und ressourcenschonender gestalten. Ausgestattet mit größeren Schläuchen und höherem Druck reinigt das neue Fahrzeug nun auch problemlos größere Kanäle. Ein weiteres Plus ist die fortschrittliche Wasseraufbereitungstechnik: Das Fahrzeug nutzt das Abwasser aus dem Kanal, anstatt Hydranten anzufahren. Das Wasser wird dabei durch eine Vakuumpumpe angesogen und über ein Wasseraufbereitungssystem aus Grobfilter und Zyklonabscheider im Fahrzeug aufbereitet und wieder für den Spülprozess verwendet. Auf diese Weise wird Trinkwasser gespart, während gleichzeitig Ablagerungen und Feststoffe wie beispielsweise Hygieneartikel sicher abgesaugt und im Fahrzeugfilter aufgefangen werden.

Für die Mitarbeitenden der HWS bedeutet der Einsatz des neuen Fahrzeugs eine spürbare Erleichterung: Das bisher genutzte Niederdruckspülgerät, liebevoll „Iltis“ genannt, wird nicht mehr benötigt, was den Arbeitsaufwand reduziert und gleichzeitig das Risiko für den Kontakt mit gefährlichen Gasen und dem Medium Abwasser verringert. Damit werden Arbeits- und Gesundheitsschutz deutlich verbessert.

Präzise Kanalinspektionen für gezielte Instandhaltungsmaßnahmen

Bei der Inspektion von Abwasserleitungen setzt die HWS ebenfalls auf fortschrittliche Technik: Mithilfe des Kanal-TV (Kamera-Befahrung) wird der Zustand der Kanäle genau überprüft und bewertet. Eine hochauflösende Kamera ermöglicht es, die Kanäle genau zu inspizieren und gleichzeitig die Dimensionen (Nennweite) zu messen. Auf dieser Grundlage kann dann entschieden werden, ob und welche Sanierungsmaßnahmen erforderlich sind. Ziel der HWS ist es, die Lebensdauer der Kanäle zu verlängern und gezielte Maßnahmen für eine nachhaltige Instandhaltung zu ergreifen.

Kontinuierliche Modernisierung und digitales Alterungsmodell

Das Abwassernetz in Halle (Saale) erstreckt sich über eine Länge von 830 Kilometern – das entspricht etwa der Entfernung von Halle bis nach London. Die HWS arbeitet kontinuierlich an der Modernisierung ihres Kanalnetzes, mit besonderem Fokus auf eine effiziente Reparaturstrategie. Durch Kamerainspektionen werden Schadstellen lokalisiert und mithilfe von Kostenvergleichsrechnungen die besten Reparaturmethoden ermittelt. Dabei setzt die HWS zunehmend auf grabenlose Reparaturen, die schnell, kostengünstig und mit Robotertechnik durchgeführt werden, um aufwendigen Tiefbau zu vermeiden. Im vergangenen Jahr wurden im Rahmen der Kanalsanierung und -instandhaltung insgesamt 3400 Meter Kanal durch einen Ersatzneubau ersetzt, 2500 Meter renoviert und 6850 Meter repariert.

Außerdem hat sich die HWS in den vergangenen Jahren ein sogenanntes Alterungsmodell für das hallesche Kanalnetz aufgebaut. In Abhängigkeit verschiedener Parameter wird dabei das Alterungsverhalten des Netzes analysiert, wobei der Fokus besonders auf dessen Substanzwerterhaltung liegt, um daraus dann den optimalen Mitteleinsatz abzuleiten. Darüber hinaus unterstützt das Modell das Setzen von Prioritäten bei Maßnahmen und liefert Aussagen zum erforderlichen Budget. All das sichert in der Summe eine langfristige materielle Planung der Investitionen in Abstimmung mit der bestehenden Langfristplanung.