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Abtauchen ins „Schwarzwasser“
von Corinne Richert
Gigantische 10.400 Kubikmeter Klärschlamm werden in den beiden weißen Faultürmen auf der Kläranlage Halle-Nord permanent behandelt. Dieser entsteht während des Reinigungsprozesses. Faulbakterien lassen die Schlammmassen schrumpfen und erzeugen dabei Klärgas für das anlageneigene Blockheizkraftwerk. Ein kontinuierlicher umweltfreundlicher Prozess.
Aber auch gut funktionierende Systeme brauchen Pflege und Wartung. Und hier wird die Geschichte zum Abenteuer für echte Männer. Berufstaucher steigen in regelmäßigen Abständen im Spezialanzug in die 37 Grad warmen Faultürme ein. „Schwarzwasser“ nennen die Fachexperten das. Da klingt es gleich nicht mehr so schlimm. In absoluter Finsternis entfernen sie per Hand Ablagerungen und Verzopfungen beispielsweise von Feuchttüchern oder Damenhygieneartikeln von der Innenkonstruktion. Das geschieht durch bloßes Tasten.
Die Taucher werden an einer Stahlwinde herabgelassen und sind mit einem Seil gesichert. In den Anzug pumpt ein Kompressor durch einen langen Schlauch kontinuierlich Atemluft. Das Fenster im Helm nützt den Tauchern nichts. Da unten ist es schwarz wie die Nacht. Die Tauchtiefe beträgt bis zu acht Meter und nach ein paar Stunden ist ein anderer Taucher dran. Zu viert wechseln sie sich ab.
„Wie in Honig schwimmen“ sei es da unten, sagt Taucher Lutz Wiese. Naja. Er meint die Bewegungen, die nur sehr langsam ausgeführt werden können. Nach und nach werden so die Faserzöpfe von dem Riesenquirl gelöst, eigentlich eher abgerissen. Ein Kollege holt den Dreck dann per Eimer und Seil nach oben. Der Einsatz der Spezialtaucher verkürzt die wartungsbedingte Ausfallzeit übrigens auf rund zwei Wochen.
Übrigens: Jährlich werden über 14,6 Millionen Kubikmeter Schmutzwasser aufgefangen und zur Kläranlage Halle-Nord geleitet. Rund 870 Kilometer lang ist das Abwasserkanalnetz.
10.11.2017
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