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News der HWS

Einsatz rund um die Uhr

von Pia-Kim Schaper, KommunalTechnik, Ausgabe 2 März/April 2019

Je näher man in Halle an den Innenstadtkern kommt, umso häufiger wird gereinigt. In der Fußgängerzone selbst, die zur Reinigungsklasse 1 gehört, sind die Mitarbeitenden der maschinellen Reinigung täglich unterwegs, um die Stadt sauber zu halten. Die Straßen um den Stadtkern herum werden ebenfalls täglich angefahren, auch am Wochenende. Insgesamt gibt es sieben Reinigungsklassen in Halle; Klasse 2 wird dreimal pro Woche gereinigt, Klasse 7 dagegen nur sechsmal im Jahr. „Mit steigender Klasse ist der Reinigungsaufwand entsprechend höher, da diese Straßen seltener gekehrt werden”, erzählt René Kramer, Mitarbeiter der Halleschen Wasser- und Stadtwirtschaft GmbH (HWS). Alle satzungsmäßigen Reinigungen zusammengenommen, ist die maschinelle Reinigung der HWS für 900 km Straße verantwortlich. Hinzu kommt das Fuß- und Radwegnetz, das jedoch nicht ganz so umfangreich ist. In der Straßenreinigung sind 38 Mitarbeitende tätig, von denen einige mit der Reinigung der Innenstadt um 5 Uhr morgens beginnen, damit sie rechtzeitig zum Berufsverkehr fertig sind. „Die Frühschicht beginnt um 6 Uhr und wird um 14:25 Uhr von der Spätschicht abgelöst“, erklärt René Kramer. „Dann haben wir noch eine Nachtschicht, die von 22 Uhr bis 6 Uhr arbeitet, und Schichtfahrer, die von 6 bis 18 Uhr und von 18 bis 6 Uhr im Einsatz sind, sodass wir rund um die Uhr fahren.“ Selbst am Wochenende unterbrechen die Schichtfahrer ihre Arbeit nicht. Sie reinigen Straßen, die am Tag nicht gefahren werden können, und übernehmen Sondereinsätze, die von den Leitstellen der Feuerwehr und Polizei durchgestellt werden. Die Schichtfahrer nehmen eine wichtige Aufgabe wahr, denn sie kennen die Problemstellen in der Stadt und sind sozusagen die verlängerten Antennen des Teams der maschinellen Reinigung. Vor allem im Winterdienst ist das wichtig. An den Wochenenden werden sie unterstützt von einem Papiersammelteam, einem Handkehrteam und Kleinkehrmaschinen.

Hier ist eine Straßenreinigungsmaschine der HWS auf dem Halleschen Marktplatz abgebildet. Im Hintergrund befindet sich ein großes Einkaufszentrum, im Vordergrund das Händel-Denkmal.
Hier ist mittig eine orangefarbene Kehrmaschine mit ausgefahrenen Bürsten abgebildet, die einen breiten Gehweg reinigt.

Auch mal Lebensretter

Halle ist eine Studentenstadt, wird wegen ihrer Geschichte aber auch von Reisenden besucht. Beides sind Gruppen, die häufig am Wochenende unterwegs sind. „Unsere Teams kümmern sich dann hauptsächlich um die Hinterlassenschaften der Partygäste. Selten sind alle schon zu Hause, wenn sie anfangen, und es kam auch schon vor, dass sie Leben retten mussten“, erzählt René Kramer mit einem Anflug von Sorge. Die in den Kneipen der Innenstadt oder in den Parks Feiernden nehmen wenig Rücksicht und lassen vermehrt Unrat zurück, von dem besonders Glas und Glasbruch problematisch sind. „In Anbetracht der Tatsache, dass am nächsten Tag insbesondere in den Grünanlagen wieder Familien ihre Freizeit mit Kindern und auch Tieren verbringen wollen, geht das gar nicht. Hier liegt das Hauptaugenmerk“, sagt er mit ernster Miene. Es kam sogar schon einmal vor, dass wir mit der Kehrmaschine die Wiesen gereinigt haben, da so große Mengen Unrat mit den Handkräften nicht mehr zu bewältigen waren. Kehrmaschinenfahrer Jens Böckelmann teilt diese Einschätzung: „Vor allem Glas wird immer häufiger liegen gelassen, auch viele Pfandflaschen. Nach den Wochenenden und Veranstaltungen haben wir besonders viel zu tun“, erzählt er. Die Flotte der Straßenreinigung besteht aus elf Kehrmaschinen. Die Großkehrmaschinen stammen von Faun und Bucher, die Klein- und Kompaktklassen kommen von Hako und Schmidt. „Bei Neuanschaffungen achten wir darauf, dass Fahrzeuge aus der Straßenreinigung auch im Winterdienst eingesetzt werden können. Manche werden auch zeitweise vom Grünschnittteam benötigt, weil dazu auch die Reinigung der Parkplätze gehört“, erklärt René Kramer. Die Handkehrteams sind mit Kleintransportern ausgestattet, zusätzlich gibt es Papiersammelfahrzeuge für den Abfall aus den Papierkörben. Bei den Klein- und Großkehrmaschinen steht jeweils ein Ersatzfahrzeug zur Verfügung.

Auf dem Bild ist eine gepflasterte Straße in einem Wohngebiet abgebildet. Am rechten Fahrbahnrand parken ein weißes und ein silbernes Auto, die orangefarbene Straßenreinigungsmaschine der HWS muss am linken Fahrbahnrand fahren, um den Autos auszuweichen.

Problem Falschparkende

Im Tagesgeschäft sind parkende Autos problematisch. In vielen Straßen, in denen gereinigt wird, herrscht zur betreffenden Zeit Parkverbot, allerdings halten sich die wenigsten daran. „In einige Straßenabschnitte kommen wir mit den Kehrmaschinen gar nicht rein. Das wird dann dokumentiert, denn wir bekommen manchmal Beschwerden, dass einige Abschnitte nicht gereinigt wurden“, erzählt Jens Böckelmann. „Wenn wir uns das direkt anschauen, sehen wir häufig, dass dort vor kurzem noch ein Auto gestanden haben muss, denn die Wasserspur der Kehrmaschine führt drum herum und auch die Bürsten hinterlassen Spuren“, so die Aussage des Kehrmaschinisten. Die reinen Straßenkehrmaschinen sind mit Stahlbürsten ausgestattet. Plastik habe sich laut René Kramer nicht bewährt, da gerade in den Straßen mit höheren Reinigungskategorien mehr Grün wächst und Plastik dieses nicht wegbekäme. „Die Kehrmaschinen, die in der Innenstadt die Geh- und Radwege reinigen, haben gemischte Bürsten.“ Wildkrautbürsten haben sich in Halle nicht bewährt. Für einen optimalen Einsatz dieser Technik ist ein guter Straßenzustand vonnöten. „Als mir neulich ein Modell vorgestellt wurde, hat der Vertreter die Straße wunderbar sauber bekommen – allerdings benötigte er dafür eine Stunde und das ist nicht effektiv genug.“ Die verschiedenen Straßenbeläge machen auch andere Maschinen ungeeignet: „So haben wir mit der Dulevo ein mechanisches System zur Straßenreinigung getestet, bei der durch Seitenbesen und Kehrwalze der Kehricht auf ein Paternoster-System verbracht und nach oben in den Behälter transportiert wurde und nicht wie meist verbreitet durch einen Saugschacht. Zusätzlich hat ein kleiner Motor für etwas Unterdruck gesorgt, welcher den auftretenden Staub angesaugt hat. Das System ist allerdings sehr starr und für unsere unebenen Altstadtstraßen nicht geeignet. Die Gosse war schön sauber durch die Seitenbesen, aber die Fahrspuren und Unebenheiten waren mit Kehricht aufgefüllt. Das hat einfach nicht funktioniert“, erklärt René Kramer. Das alte Kopfsteinpflaster in der Stadt lässt sich gut reinigen: „Auch moderne Pflaster, die nur in Sand gelegt sind, lassen sich gut sauber halten. Die Fahrer drosseln hier die Turbinenzahl und so werden die Pflasterfugen nicht ausgehöhlt.“

Mittig im Bild steht ein Streetscooter der HWS, ein schmales grünes Auto mit zwei Sitzplätzen und einer Ladefläche. Auf diese Fläche hebt ein Mann in einem orangefarbenen Anzug eine schwarze Kiste.

Akkus bei Kleingeräten bewährt

Die Fahrzeuge werden größtenteils in der eigenen Werkstatt repariert. Nur was technisch oder zeitlich nicht geleistet werden kann, wird an Fachwerkstätten übergeben. „Manchmal ist unsere Werkstatt ausgelastet, weil sie den gesamten Fuhrpark der Stadtwerke Halle betreut. Wenn in einer Woche mehrere Kehrmaschinen repariert werden müssen, kommen wir da auch mal an unsere Grenzen. Die Kehrmaschinen haben Priorität bei der Reparatur, weil es durch unseren durchgängigen Schichtbetrieb kritisch ist, wenn mehrere Maschinen ausfallen“, sagt René Kramer. Erfahrungen mit E-Fahrzeugen hat der Betriebshof ebenfalls schon gesammelt. Derzeitig gibt es ein Elektrofahrzeug im Fuhrpark der Abteilung Reinigung, weitere könnten hinzukommen. Seit 2017 kommt in der Innenstadtreinigung ein reiner E-Transporter zum Einsatz. Der StreetScooter ist Teil der SWH-Kampagne „neogrün“, mit der die Stadtwerke Halle den Ausbau der E-Mobilität weiter aktiv vorantreiben. Der Bereich Entsorgung und Innenstadtreinigung soll noch umweltfreundlicher gestaltet werden. Für eine Kehrmaschine kommt das Modell E-Mobilität hingegen noch nicht infrage: Die Anschaffungskosten sind derzeit noch sehr hoch. So koste eine E-Kleinkehrmaschine beispielsweise fast das Dreifache einer herkömmlichen Maschine. Akkubetriebene Kleingeräte werden jedoch bereits häufig eingesetzt: Sensen, Heckenscheren und Laubbläser finden hauptsächlich im Grünschnitt Anwendung. Mit Ersatzakkus und tragbaren Rückenakkus funktioniere das gut und der entscheidende Vorteil sei, dass die Lärm- und Umweltbelastung zurückginge. Außerdem seien die Elektrogeräte wartungsärmer. Kleingeräte – ob Akku oder Benziner – werden in Fachwerkstätten repariert.

Waschbär unterwegs

Halle bietet seinen Bürgerinnen und Bürgern einen besonderen Service an: Ein Waschmobil reinigt die Restmüll- und die Biotonne. Ein bis zwei Fahrzeuge sind das ganze Jahr über im Einsatz, sodass jede Tonne einmal jährlich gereinigt werden kann. Diese Reinigung ist in den Gebühren enthalten. Dadurch soll verhindert werden, dass die Tonnen verkleben oder Schädlinge angelockt werden. „Bei den Bürgerinnen und Bürgern kommt das gut an und das Fahrzeug ist auffällig – weiß mit einem Waschbären drauf“, erzählt René Kramer. Allerdings gehört das Waschmobil nicht direkt zur Straßenreinigung, sondern zum Bereich Behälterreinigung. Wenn der Winter kommt, werden die Mitarbeitenden aus allen Bereichen einbezogen, sodass der Betriebshof auf 130 Einsatzkräfte zurückgreifen kann. Wenn der Einsatzleiter den Winterdienst beim Wachschutz auslöst, sind die Mitarbeitenden innerhalb einer Stunde einsatzbereit. Ziel ist es, bis 6 Uhr die Straßen geräumt und gestreut zu haben, bevor der Berufsverkehr einsetzt. Auch im Winterdienst kommt den Schichtfahrern eine besondere Rolle zu, denn sie kennen die Problemstellen und fahren diese gezielt an. So sorgt der Betriebshof rund um die Uhr aktiv für die Sicherheit im Straßenverkehr und saubere Straßen in Halle.

Hier ist der "Waschbär" der HWS abgebildet. Dies ist ein Reinigungsfahrzeug, das die Mülltonnen der Hallenserinnen und Hallenser säubert.

15.07.2019